kopf107

Bonnie und Clyde in Absurdistan

Das Theaterfestival "Ferienlager 05" endet mit einem Roadmovie

�ber den D�chern der Stadt: "Wild in Luxemburg" erz�hlt eine mal turbulente, mal langwierige Geschichte.

VON ARNDT KREMER

"Wild in Luxemburg; ehemals: Einmal im Leben richtig Spa� haben, oder: Bonnie & Clyde" - so lang k�nnen Titel sein, wenn das dazugeh�rende Theaterst�ck in einem Schreibprozess entsteht, den die Premiere nur vorl�ufig unterbricht. Mit Malte Jeldens Inszenierung von Nora Mansmanns Text �ber ein Roadmovie zwischen Fiktion und Realit�t verabschiedete sich das Theaterfestival "Fe- rienlager 05" von Drama K�ln auf dem Dach des "Crowne Plaza"-Hotels, ohne seinem so aktionistischen wie couragierten Konzept untreu zu werden: Just do it.

Man geht eben im offenen Arbeitsprozess unkonventionelle Wege an unkonventionellen Orten, befreit von tieferem Sinn- und Zielanspruch, aber mit Unterhaltungswert und Spa�faktor. Mansmann, Jahrgang 1980, dramatisiert in leicht-lockerer Sprache die existenzielle Langeweile von Menschen, die der medialen Vernichtung der Wirklichkeit nicht durch Lebendigkeit, sondern wiederum durch das Nachspielen und Nachsprechen filmischer Konstrukte begegnen. Nat�rlich darf da im Beipackzettel zur Auff�hrung der Name Jean Baudrillards, der Ikone aller Illusions-Entdecker, nicht fehlen. Und nat�rlich ergeben sich die Figuren sogleich in ein mit ihm kokettierendes Geschwafel: "Wenn die Realit�t zur Fiktion wird, mach die Fiktion zur Realit�t." Aber das ist ja schlie�lich Teil des Spiels.

Den ironischen Unterton verlieren Autorin und Regisseur dabei nie v�llig aus dem Blick, und ein gewisses Augenzwinkern ist auch den Darstellern anzumerken. Wenn Ben Steinhoff sich vom M�chtegern-Gangsterpaar "Bonnie" (Martine Schrey) und "Clyde" (Steffen Will) kidnappen l�sst, um seinen v�llig unmotivierten Geiselnehmern sinnlose Polit-Spr�che beizubringen, wird auch die Gegenperspektive fragw�rdig. Die Parolen g�hnen sich selber zu Tode.

Bei allem Leerlauf und allen L�ngen wird der Marsch durch Absurdistan in Jeldens Inszenierung doch konsequent durchgehalten. Und zwischendurch, wenn Bonnie und Clyde in ihrem fiktiven Rennauto mal wieder Vollgas geben, dann verschwimmen hier auf dem Dach des Hotels die N�rburgring-Ger�usche vom Lautsprecher mit dem L�rm der K�lner Autos ganz tief unten. So als wollten sie sich doch einen Moment lang vers�hnen, Fiktion und Wirklichkeit.
 

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