Affäre zwischen Dom und Düssel
VON ARNDT KREMER, 25.07.05, 19:10h
Das Freiluftfestival „Ferienlager '05“ bot zum Auftakt auf dem Dach des Crowne-Plaza-Hotels eine Uraufführung.
Jede Story hat eine Vorgeschichte. Im Falle der Auftaktpremiere des von „Drama Köln“ ausgerichteten Theaterfestivals „Ferienlager '05“ auf dem Dach des Crowne-Plaza- Hotels lautet sie vermutlich so: Ein preisgekrönter Autor erhält den Auftrag, ganz schnell ein Stück zu schreiben. Gespielt werden soll es im Sommer auf einem Kölner Hoteldach von Profis. Der Autor sucht ein Thema mit Höhenflügen, denkt an das Hoteldach, denkt an Köln - und schreibt hurtig einen Plot zusammen. Er nennt sein Stück über einen Immobilienverkauf „Das Haus in Köln“, bläst darin ein paar Klischees zu Figuren auf und garniert das Ambiente, weil das ja immer so wahnsinnig lustig ist, mit altbackenen Witzchen, die auf der abgetretenen Konfliktlinie zwischen Domstadt und Düsseldorf liegen.
Denn in Düsseldorf, wo man „Alt“ trinkt, hat der Harald eine Affäre mit der Lizzy, und das, obwohl er mit der Tessa aus Köln geht. Die Tessa und der Peter wiederum wollen zusammen mit dem Harald ein Kölner Hochhaus, das sie irgendwie einem Ölscheich abgeluchst haben, an eine russische Immobilienhändlerin verkaufen.
Weil das alles wenig hergibt, aber doch - laut Ankündigung - mit „viel Geschwindigkeit und Sprachwitz“ zu tun haben soll, wiederholt der Autor einfach penetrant einige sprachlich ohnehin belanglose Szenen im Wortlaut. Auch lässt er am Ende ausgiebig herumballern und dann noch den Ölscheich auftreten.
Wenigstens der wird einem in Oliver Krietzsch-Matzuras Inszenierung von David Gieselmanns unausgegorener Albernheit „Das Haus in Köln“ erspart. Doch weil sich aus dem vorliegenden Material eben keine Marmorplatte heraushauen lässt, bleibt auch in der Umsetzung das meiste unter dem Niveau und Können von Ensemble und Regie. Der Versuch, eine bestimmte TV-Ästhetik zu persiflieren, gerät zur schlechten Kopie und läuft so ins Leere. Das Meiste verliert sich ohnehin im Tohuwabohu der Handlung, im Geschwafel über den Nutzen von „Kaffeepads“ und sonstigen Wichtigkeiten. Denn statt der doppelbödigen Mittel des Theaters drängeln sich platteste Comedy-Effekte in den Vordergrund, die das Medium Fernsehen einfach besser macht.
Einige feine kleine Regieeinfälle seien zugestanden: das Handy-klingeln als Ursache für kollektives Herumzappeln etwa oder die grotesken Megafon-Anweisungen zu Schießereien mit Papppistolen. Auch gibt das Schauspieler-Quintett, tapfer dem nasskalten Wetter unter freiem Himmel trotzend, wirklich sein Bestes, wobei vor allem Carlos Lopez als Harald komisch und prägnant klar aufzutreten vermag.
Starker, aufgeheiterter Premierenapplaus.
Nächste Aufführung von „Das Haus in Köln“ am Mittwoch um 21 Uhr auf dem Dach des Crowne-Plaza- Hotels.
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