Sonntag, Juli 24, 2005
Heute zu Gast: "Das Haus in Köln"
"Coole Location", sagt der total hippe und perfekt gestylte Schauspielschüler rechts neben mir. "Auch der Regen. Das passt voll ins Konzept." Es gießt in Strömen auf dem Dach des Crowne Plaza Hotels am Rudolfplatz und es ist eiskalt. Ich habe mich in eine Wolldecke eingepackt und bin tief in das Sofa versunken. Meine Jacke ist bis oben hin zugeknöpft. Der hippe Schauspielschüler ist natürlich viel cooler. Er hat die Decke nur lässig über seine Beine geworfen. Jemand, wie er, erkältet sich nicht, ist keine Memme. Jemand, wie er, vergisst ohnehin alles um ihn herum, wenn es um die Kunst geht.
Plötzlich ertönt Musik. Einer der Songs, die man kennt, deren Namen man sich aber nicht merken kann. Eine Frau mit weißer Bluse und einem engen Minirock zwängt sich nach vorne und bleibt direkt vor mir stehen. Sie lächelt zufrieden. Ich starre sie an. Sie stolziert hin und her, tritt mir dabei zweimal auf die Füße. Aber das ist mir egal. Sie darf das. Sie sieht gut aus. Später wird sie sich halb nackt ausziehen und in einem Planschbecken mit einer anderen Frau kämpfen. Die andere Frau wird sich auch ausziehen und ihre Anziehsachen in meine Richtung werfen. Daher macht mir der tiefe und quälende Schmerz nichts aus, als sich der Absatz in meinen großen Zeh bohrt.
Am Freitag Abend ist TheaterPremiere unter freiem Himmel. "Das Ferienlager" heißt die Veranstaltung, die bis zum 12. August auf dem Dach des Crowne Plaza Hotels läuft. Das Stück heute heißt "Das Haus in Köln"; David Gieselmann hat es geschrieben. Es geht um eine Gruppe von Freunden, die ein Hochhaus an eine russische Investorin verkaufen wollen, das ihnen gar nicht gehört. Nach der Frau mit dem Absatz ("Tessa") natürlich, ist die Russin mit Abstand die beste von allen. Sie belästigt jeden, steckt jedem die Zunge in den Mund und lacht dabei laut. Auch Tessa rückt sie auf den Leib, als sie bei ihr in der Bank eine Millionen Euro abheben will. Aber mir gefällt das. Soll sie doch! Freie Liebe! Bin ich sowieso für.
Nach dem Stück blicke ich sorgenvoll in den Spiegel im Aufzug. Der Regen hat meine tolle Gel-Frisur zerstört.
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